Die Mokicks der italienischen Firma BETA kannte ich in meiner Jugend nur aus Katalogen. Aber schon damals faszinierten mich diese Maschinen, weil sie schon wie richtige Motorräder wirkten, denn sie waren im Fahrwerk unmittelbar von den größeren 125er Motorrädern abgeleitet. Als ich dann später mehr durch Zufall einen BETA-Rahmen erwerben konnte, habe ich die Genialität dieser Maschinen kennen gelernt und so besitze ich nun zwei davon (siehe unten).
Die Firma Betamotor wurde im Jahre 1905 als handwerklicher Fahrradbaubetrieb unter dem Namen "Società Giuseppe Bianchi" gegründet. Seit dem Ende der 40er Jahre entwickelt sich das Unternehmen mit dem Wandel der italienischen Gesellschaft und der zunehmenden Motorisierung zu einem echten Motorradhersteller. Als an einem der produzierten Fahrräder ein Motor mit Rollenantrieb angebracht wird, ein typisches Beispiel für die Kreativität "Made in Italy", ist dies die Geburtsstunde des ersten "Fahrrads mit Hilfsmotor" der toskanischen Firma.
Aus den Initialen der beiden Gesellschafter, Bianchi Enzo und Tosi Arrigo, entsteht der Firmenname BETA, unter dem die Motorräder des Unternehmens von nun an vermarktet werden.
Das erste Modell, das auf den Markt kam, heißt CERVO 48. Charakteristisch war ein direkter Reibrollenantrieb auf den Hinterreifen, daneben gab es eine Kette zum Anfahren und für die Endbeschleunigung. 1948 wurde dann der CIGNO (Schwan) gebaut, ein sportlich ausgelegtes Modell, das von einem Einzylinder mit 48 cm³ Hubraum angetrieben wurde und mit Doppelschleifenrahmen und einer Teleskopgabel mit Stoßdämpfern ausgerüstet war.
1950 erfolgte der Einstieg in die anspruchsvollere 125er Klasse, und zwar mit der ITAL-JAP 125, die nun über eine Parallelogramm-Gabel aus Pressblech und Teleskop-Stoßdämpfer verfügte.
Ebenfalls in den 50er Jahren entstand als Ableger der Rennmaschinen die M.T. 175, die mit ihrem Einzylinder-Zweitakter Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreichen konnte. Hieraus wurde dann auch eine Tourenversion entwickelt, die S.V. 175.
In diesen Jahren produzierte BETA ein breit gefächertes und sportlich orientiertes Angebot an Straßenmotorrädern: ASTRO 98, MERCURIO 150, FOLGORE 175, ORIONE 200 sind nur einige dieser Modelle, die dank ihrer Einzylinder-Viertaktmotoren mit Stößeln und Kipphebeln eine für die damalige Zeit sehr beachtliche Leistung entfalten konnten. In den 60er Jahren beginnt auch die Eigenproduktion der Motoren, die von nun an in die gesamte Produktpalette eingebaut werden.
Die Entwicklung neuer Modelle geht Hand in Hand mit dem Engagement im Motorsport. Bereits in den 50er Jahren werden mit den 175er Modellen die ersten Erfolge in Bergrennen, beim Motogiro d’Italia und im legendären Rennen Mailand-Taranto errungen.
Mit dem Aufschwung des Geländesports in den 70er Jahren spezialisiert sich Beta immer mehr auf die Produktion von Offroad-Fahrzeugen. Diese Spezialisierung geht einher mit einem konsequenten Engagement im Wettkampfbereich, dem idealen Prüfstand für die Entwicklung der Beta-Motorräder, anfangs im Cross- und Geländesport, seit den frühen 80ern dann im Trial. Die Anstrengungen im Wettkampfbereich werden im Laufe der Jahre mit einer Reihe von Erfolgen belohnt, von den ersten Triumphen im Übergang von den 70er zu den 80er Jahren über sieban Outdoor-Trial-Weltmeistertitel bis zu 6-Indoor-Weltmeistertiteln, zu denen sich noch sieben Europameistertitel und hunderte von nationalen Champions in der ganzen Welt gesellen.
BETA ist heute einer der wenigen Hersteller von Sportmotorrädern im Enduro-Bereich.
BETA MX-6 (1980) | ||
BETA MX-6 (1980) Leichtkraftrad |