Enduro-Fahren steht in der öffentlichen Kritik, weil es viele Menschen als umweltschädlich und damit nicht mehr zeitgemäß ansehen. Die Kritik ist in Teilen berechtigt und muss deshalb auch ernst genommen werden, will man nicht riskieren, dass eines Tages das Enduro-Fahren und vielleicht sogar das Motorradfahren ganz verboten werden soll. Dazu die folgenden Statements:
Freies Fahren in der Natur geht gar nicht!
Auch wenn manche Landschaften, Wälder, Hügel, Wiesen und Äcker dazu reizen, sie mit dem Enduro-Motorrad zu befahren, geht dies gar nicht. Die Zeiten, in denen man mit dem Motorrad auch mal spontan querfeldein fahren konnte, sind definitiv vorbei. Zudem ist dies auch weitgehend rechtlich verboten (Eigentumsrecht, Naturschutzrecht, Waldrecht), es wird auch nicht unerheblich bestraft, wenn man dabei erwischt wird.
Darüber hinaus kommt man auf diesem Wege schnell mit Menschen (Förster, Spatziergänger und Wanderer, Radfahrer, Reiter) in Konflikt, die dann dazu herausgefordert werden, gegen das Endurofahren im Allgemeinen vorzugehen.
Wer heute noch außerhalb von genehmigten Anlagen und Veranstaltungen im freien Gelände fährt, sägt an dem Ast, auf dem wir alle gemeinsam mit unserem Hobby sitzen.
Das gilt nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch europaweit.
Durchführung von behördlich genehmigten Veranstaltungen
Veranstalter haben es sehr schwer, heute noch Enduro-Veranstaltungen genehmigt zu bekommen. Die Widerstände in der Bevölkerung sowie auch in den Naturschutzverwaltungen nehmen zu. Veranstaltungen haben nur eine Zukunft, wenn sie auf die Belange der Verkehrssicherheit, des Naturschutzes und auch des Lärmschutzes der Bevölkerung Rücksicht nehmen. Es ist fast nicht mehr möglich, spannende Geländestrecken bereitzustellen, die nicht in Konflikt mit dem Artenschutz oder dem Biotopschutz stehen. Und auch sonst muss gewährleistet werden, dass kein Flurschaden entsteht. Veranstalter müssen dies alles aufwendig im Vorhinein verhindern und trotzdem eingetretene Schäden nachträglich beseitigen. Das kostet Mühe und Geld und sollte von uns gewürdigt werden.
Dabei ist eine Enduroveranstaltung, die vielleicht nur einmal im Jahr oder alle zwei Jahre stattfindet, für die Natur sicher keine wesentliche Beeinträchtigung. Die „Spuren“ einer Veranstaltung sind schon nach wenigen Tagen oder Wochen nicht mehr sichtbar. Zudem wird bei der behördlichen Genehmigung darauf geachtet, dass Schäden für die Natur nicht auftreten und zudem müssen die Veranstalter in der Regel durch einen Umweltschutzbeauftragten auch dafür Sorge tragen, dass alle Auflagen eingehalten und die Spuren der Veranstaltung aktiv und vollständig beseitigt werden.
Für uns Endurofahrer sollte es dabei natürlich oberste Pflicht sein, alles zu vermeiden, was zu unnötigen zusätzlichen Schäden führt. Eine austrassierte Strecke darf ebenso wenig verlassen werden, wie die Teilnahme mit Fahrzeugen in nicht ordnungsgemäßem Zustand (z.B. ölendes Getriebe). Selbstredend sind alle Wartungen und Betankungen nur an erlaubter Stelle und mit tauglichen Umweltschutzmatten als Unterlage durchzuführen.
Lärm
Die meisten Motorradfahrer lieben das nicht gerade leise Geräusch der Motorradmotoren. Der Rest der Bevölkerung mag es aber weniger bis gar nicht und fühlt sich häufig sogar sehr belästigt. Auch wenn es nach meiner Meinung von der Bevölkerung hingenommen werden muss, dass einmal im Jahr oder noch seltener an einem Veranstaltungstag die Motorradmotoren in der Umgebung zu hören sind, so ist das kein Freibrief. Jeder sollte darauf achten, dass sein Motorrad so leise wie technisch möglich und vertretbar ist. Beim Endurofahren zählt die homogene Leistungsentfaltung mehr als die Spitzenleistung des Motors. Deshalb sind Maßnahmen zur Geräuschreduzierung durch moderne Schalldämpfer und ggf. Modifikationen am Luftfilter geboten, selbst wenn das mit dem historischen Charakter des Fahrzeugs nicht übereinstimmt.
Neben möglichst leisen Motorrädern ist auch das Fahrverhalten auf der Etappe und auch außerhalb der Veranstaltung im Fahrerlager so zu gestalten, dass unnötige Belästigungen der Bevölkerung vermieden werden.
Übungsstrecken
Endurofahren kann man auf dazu zugelassenen Anlagen (in der Regel kostenpflichtig) üben. Endurofahren ist kein billiges Hobby, deshalb können die Eintrittspreise für solche Strecken kein Argument gegen deren Nutzung sein. Natürlich sind zugelassene Motocross-Strecken in der Regel auf die Anforderungen des MX-Sports zugeschnitten und nicht auf die Wünsche von Enduro-Fahrern. Aber auch hier gibt es sehr unterschiedliche Gegebenheiten. Die Benutzungsregeln solcher Strecken sind natürlich zwingend einzuhalten (insbesondere Zeiten und Lärmvorschriften).
Zugelassene Anlagen stellen aber durchaus einen Ort von hoher naturschützender Qualität dar. Neben den Fahrspuren kann sich die Natur oft ungehindert entfalten, so dass die Qualität zum Schutz der Arten hier häufig wesentlich höher ist als im agrargenutzten Freiraum oder forstwirtschaftlichen Wald.
Schadstoffe und CO2-Ausstoß
Historische Enduros haben häufig schadstoffreiche 2-Takt-Motoren und zudem einen hohen Spritverbrauch, insbesondere beim sportlichen Einsatz auf einer Veranstaltung. Da diese Motorräder aber in der Regel ausschließlich im Rahmen von Veranstaltungen zum Einsatz kommen, spielt der Ausstoß an Schadstoffen und CO2 gesamtgesellschaftlich keine Rolle. Die klassischen Endurofahrer sind nur eine marginale Minderheit der Bevölkerung. Für die Luftqualität und das Klima ist vielmehr von Bedeutung, wie wir uns im Alltagsleben verhalten. Da gilt es, die eigene tägliche Mobilität umweltfreundlich zu gestalten. Wer einmal im Jahr mit dem Flugzeug einen Kurzurlaub auf den Balearen verbringt, verhält sich weitaus umweltschädlicher als derjenige, der aktiv an einigen klassischen Enduroveranstaltungen im Jahr teilnimmt. Gleiches gilt für denjenigen, der seinen Energieverbrauch im Alltag (Strom, Heizung) nicht reduziert.