So sah das Moped aus, nachdem ich die defekten bzw. falschen Anbauteile bereits entfernt hatte. Ich hatte gar nicht vor, eine große Restauration zu machen, sondern wollte nur fahrfertig instandsetzen...

KTM 175 GS 01

Die erste Sichtung ergab, nichts war wirklich kaputt. Das meiste musste eigentlich nur geputzt und wieder richtig zusammengebaut werden. Und natürlich waren fehlende Teile zu ersetzen. Der Kettenschutz war natürlich nicht mehr brauchbar.

KTM 175 GS 02

Wenn ein Motorrad ordentlich verölt in einer Scheune verschwindet, dann ist es gut konserviert! Das kam der KTM zu Gute!

KTM 175 GS 03

Eigentlich waren alle Teile in Ordnung, nur der Auspuff fehlte, aber denn hatte ich ja zum Glück bereits anderweitig erworben!

KTM 175 GS 04

Der Auspuff passt perfekt und ist - bis auf den Flugrost - in einem exzellenten Zustand ohne jegliche Beule!

KTM 175 GS 05

Vorderradgabel und Vorderrad sind etwas verölt, aber ebenfalls voll in Ordnung. Die Gabel ist auch dicht und die Achsklemmen sind nicht gebrochen.

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Schon mal etwas “gestrippt”...

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Motor ist augenscheinlich in Ordnung. Deshalb lieber nichts auseinanderbauen, wenn nicht nötig. Deshalb wird eine Motorrevision erst mal zurückgestellt.

KTM 175 GS 08

Die Hinterradschwinge wie bei meiner 250er in Aluminium. Das war, wie ich inzwischen gelernt habe, erst bei den späten Modellen des Jahrgangs 1979 der Fall, bei denen das baujahrgleiche Motocross-Fahrwerk zum Einsatz kam. Sieht auch viel sportlicher aus als die zunächst verkaufte Stahlschwinge.

KTM 175 GS 09

Ich weiß gar nicht, ob es im Modelljahr 1980 noch eine 175er im Programm gab. Jedenfalls wurde ab 1981 der Motor Typ 521 verbaut. Die Motorräder hatten zwar dann alle eine Aluschwinge, jedoch war die Schwingenachse zugleich hintere Motorbefestigung. Dadurch unterscheidet sich das Fahrwerk von meinem 1979er bzw. 1980er Modell. Dort ist die Motoraufhängung von der Schwingenachse unabhängig.

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Wie ist der Vorbesitzer eigentlich mit diesen Lenkerarmaturen zuletzt gefahren?

KTM 175 GS 11

Der Reifen ist zwar uralt, aber das Profil ist noch top, bleibt also auch erst mal drauf...

KTM 175 GS 12

Der Vorbesitzer hatte mit einem merkwürdigen Stahlrohr eine Befestigung für einen nicht passenden Seitenständer an die linke Fußraste geschweißt. So eine Bastelei ist unerträglich. Muss alles abgeflext und beseitigt werden...

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Auch der Vorderreifen ist profilmäßig noch brauchbar, wenngleich ebenfalls uralt. Bleibt also auch erst mal drauf...

KTM 175 GS 14

Ein Vorbesitzer hat es fertig gebracht und den Rahmen in einer roten Farbe anzupinseln. Ist von der Farbe eigenwillig, da nicht der Original-Farbton Blutorange, aber der Lack ist dick und elastisch, also einigermaßen stoßfest und ohne all zu große Tropfnasen. Bliebt also erst mal drauf. Vielleicht komme ich ja mal zu einer Vollrestauration, da wird es dann natürlich in den Originalton versetzt.

KTM 175 GS 15

Man beachte die “abgebrannte” Tankbefestigung. Der Tank war Schrott und wurde gegen einen baugleichen intakten Tank getauscht. Auf Ebay fand das Schrottteil dann überraschend doch noch einen neuen Besitzer!

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Dann ging es schon mehr in Richtung Zusammenbau...

KTM 175 GS 18

Hinterradschwinge, Stoßdämpfer und Kettenschutz sind nach meiner Meinung richtig gelungen. Die neue O-Ring-Kette (von CZ aus Tschechien) sieht richtig gut aus.

Die gebastelte hintere Schutzblechkonstruktion wollte ich erst erhalten, habe mich dann aber zum Glück noch anders entschieden.

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Bis auf die Elektrik, die irgendwie nicht so will, wie ich, ist jetzt alles fahrfertig. Erst mal die KTM ans Tageslicht gebracht und “bewundert”.

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Der erste Motortestlauf war erfolgreich. Nur ein Tritt, und die KTM lief! Und bei der ersten Runde im Hof gab es auch keine weiteren Schwierigkeiten. Unglaublich, dass der Motor und das Getriebe nach langer Standzeit und offenbar ohne Pflege unproblematisch funktionieren.

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Die Aufnahme am Rahmen für die Bremsankerplatte und die untere Kettenführungsrolle ist ausgerissen. Das muss bei Gelegenheit einmal ordentlich repariert werden!

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Luftfilter ist dreckig und muss getauscht werden. Die übrigen Befestigungsteile sind aber alle vorhanden und in Ordnung. Gut, denn da ist Ersatz selten und teuer.

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Erster Versuch für einen renovierten Lenker und Armaturen aus meinem Fundus. Habe ich dann später noch mal gegen bessere Teile getauscht.

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Jetzt geht es an den Auspuff bzw. den fehlenden Schalldämpfer. Alles erst mal ordentlich entrosten und gerade richten.

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In den deutschen Papieren steht als Schalldämpfer der “Lafranconi”. Also bei André Horvath in Wien einen alten Lagerbestand besorgt. Der musste jetzt aber noch passend gemacht werden...

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Erster Arbeitsschritt: ein Anschlussstück zum Auspupff wird gefertigt und angepasst.

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Zweiter Arbeitsschritt: Zunächst wird nur angeheftet, damit der Schalldämpfer ordnentlich ausgerichtet werden kann.

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Dritter Arbeitsschritt: Der Schalldämpfer wird ausgerichtet, so dass er sowohl horizontal wie vertikal in Linie sitzt. Auch Lage und Form der Rahmenbefestigung wird genau angepasst. Das wird besser als bei einem Original-Teil!

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Vierter Arbeitsschritt: Jetzt wird alles perfekt verschweißt.

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Fünfter Arbeitsschritt: Die Befestigungslöcher des Rahmenhalters werden exakt angepasst.

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Sechster Arbeitsschritt: Hitzeschutzlack (matt) und das Teil sieht aus wie direkt vom Werk! Perfekt gelungen!

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Der defekte Kettenschutz musste weg.

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Aus dem defekten Kettenschutz wurde zunächst eine Pappvorlage gefertigt und danach ein stabiles Alublech geschnitten und gekantet. Zum Schluss noch mit Felgensilber aufgehübscht.

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Der neue Kettenschutz ist perfekt gelungen. Er ist korrekt ausgerichtet und nichts schleift oder wackelt.

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Die originalen Bilstein-Stoßdämpfer habe ich optisch aufgehübscht. Später habe ich sie weggeworfen, da die Dämpfung weitgehend hin war. Leider sind die Bilstein-Dämpfer ja nicht reparabel.

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Mein größtes Problem war der Kupplungsauslenkhebel. Der war wirklich sehr verschlissen und die Restauration half auch nicht viel weiter. Habe dann von Helmut Claasen (Speedy) aus Kanada einen neuen bekommen. Klasse, dass er dieses Teil noch hatte! Vielen Dank noch mal!

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Im Fundus hatte ich eine M.Robert-Lampenmaske aus den 70ern. Wollte die zunächst verbauen, weil sie sehr “Old-School” aussieht. Da ich aber keine Lampe mit Aufblendlicht finden konnte, habe ich dann später doch auf eine übliche Lampenmaske abgeändert (siehe unten).

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KTM 175 GS 34

Nachdem der Motor einfach nicht rund lief, war eine Kontrolle der Zündung notwendig. Dabei kam als böse Überraschung eine völlig vermurkste Kurbelwelle zum Vorschein. Der Vorbesitzer hatte allen Ernstes das Polrad aufgeklebt!
Austauschkurbelwelle ist bereits besorgt. Jetzt steht die große Motorrevision an...

Kurbelwellenschaden

Und wenn man schon mal am Motorzerlegen ist, dann tut sich so manches an Schäden auf. Ein Stehbolzen wurde offenbar von einem Vorbesitzer mit zu großem Drehmoment angezogen und so brach das Magnesiumgehäuse auf. Die Bruchstelle war offenbar von außen “verklebt” worden, um sie abzudichten. So eine Reparatur ist natürlich “Murks”.

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Von Innen kann man die Bruchstelle gut sehen. Jetzt muss erst mal das Gehäuse reinigt und “aufgeschweißt” werden.

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Danach wird alles geglättet und dann sollte das Gehäuse wieder in Ordnung sein!

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Durch einen Fachbetrieb wurde die Bruchstelle ausgeschliffen und mit Magnesium aufgeschweist. Das ist leider nicht gut gelungen, weil das Material Blasen schlug. Magnesium ist unter so ungünstigen Bedingungen leider nicht gut zu schweißen.

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Der Riss auf der Seite der Zündung wurde jedoch gut verschweißt. Hier ist jedenfalls gewährleistet, dass keine Falschluft gezogen werden kann.

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In der Bohrung für die Zylinderbuchse musst noch das überschüssige Magnesium abgetragen werden. Hier kam es zum Glück nicht auf absolute Genauigkeit an. Beim Abtragen mit dem Schleifgerät tragen leider noch mehr Löcher infolge der Blasenbildung zu Tage. Aber das ist an dieser Stelle nicht tragisch, wenn jedenfalls der Stehbolzen künftig ordentlich sitzt.

Im Überströmkanal wurde das aufgetragene Magnesium nur etwas geglättet, denn hier stört es nicht unbedingt. Und wenn die Leistung des Motors minimal nachlassen sollte, so wird man das bei so einem alten Gerät verschmerzen müssen.

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Auf der Zündungsseite war nur noch das Bohrloch für die Gehäuseverschraubung freizulegen. Na ja, einen Schönheitspreis bekommt man dafür nicht. Aber entscheidend ist, dass es hält.

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So sah das Motorrad aus, als es erst einmal technisch halbwegs wieder hergestellt worden war. Man sieht noch einige “Baustellen”. Der Heckrahmen ist hochgebogen, so dass das gesamte Heck zu hoch steht.

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Für den Einsatz in Bergamo in 2017 musste ich einen kleinen Rahmenbruch reparieren. Das hat mich bewogen, nunmehr eine Totalrestauration durchzuführen (einschließlich TÜV) innerhalb von einem Monat. Hat am Ende geklappt und dann stand das Motorrad so da.

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